REAL ROADRUNNER

REAL ROADRUNNER

Coole Socke

„Was ist der Unterschied zwischen einer Klapperschlange und einer Autoschlange?“, die richtige Antwort auf die uralte Scherzfrage lautet nach wie vor: „Bei der Klapperschlange ist das A…loch hinten!“ Leider oder vielleicht auch zum Glück kennt man sich hierzulande deutlich besser mit Autoschlangen aus als mit Klapperschlangen.

In der Heimat des Roadrunner ist das vermutlich genau anders herum. Der Laufkuckuck teilt sich die Prärie mit so manchem, ihm nicht immer wohlgesonnenen Nachbarn. Darunter auch die gefürchtete Klapperschlange. Und es bleibt nicht aus, dass sich beide plötzlich in der Steppe gegenüberstehen: Hier der Roadrunner, da die Klapperschlange.

In heller Sorge um den kleinen Flitzer werden nun die meisten hoffen, dass er auf der Stelle Fersengeld gibt und – „Meep! Meep!“ – ein Loch in der Luft zurücklässt. Aber da kennt man den Roadrunner schlecht. Wie deutschen Autofahrern, platzt Roadrunner schon mal der Kragen sobald er eine Schlange vor sich erblickt.

Erfahrene Klapperschlangen ahnen längst, was ihnen blüht und machen sich lieber rasch aus dem Wüstenstaub. Die noch Unerfahrenen der Rasselbande erwartet stattdessen eine Lektion fürs Leben. Mit einem, nicht nur für Klapperschlangen überraschendem Reaktionsvermögen und scharfem Schnabel gesegnet, geht der Roadrunner gerne mal auf die Reptilien los. Dass die Gift und Galle spucken, juckt den Laufkuckuck wenig. Ist eben eine coole Socke, der Roadrunner, und so kann sich jede Klapperschlange glücklich schätzen, wenn sie ihren Allerwertesten in Sicherheit bringen kann und nur einen „Blechschaden“ davonträgt.

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Bruder Leichtfuß

Bei Kuckucksen ist es wie bei den Menschen: Es gibt solche und solche. Hierzulande gilt der Kuckuck eher als unzuverlässiger Patron. Den Spaß will er schon. Die Folgen davon sollen aber bitteschön andere ausbrüten. Denen mogelt er sein Ei ins Nest, bevor er sich durch die Äste des Schwarzwalds davon macht.

Ein Bruder Leichtfuß ist zwar auch der amerikanische Wegekuckuck, aber auf ganz andere Art und Weise wie sein entfernter Verwandter hierzulande. Als Roadrunner ist der leichtfüßige Prärieblitz gerne flott auf der Straße unterwegs. Das macht ihm nun einmal Spaß! Ein gewissenloser Rumtreiber ist er deshalb noch lange nicht. Wenn es um die Familie geht, gibt es für den Roadrunner kein: „Meep, Meep! Und weg ist er.“ Ganz im Gegenteil! Der Roadrunner ist ein zuverlässiger Partner und das nicht selten ein Leben lang. Das kommt natürlich dem Nachwuchs sehr zugute, der von Papa und Mama gemeinsam behütet und aufgezogen wird. Tagsüber wechseln beide sich beim Brüten ab. Die Nachtschicht übernimmt Er. Komplett! Jede Nacht! Da kennt er nix.

Nach knapp drei Wochen ist es dann soweit. Roadrunner bekommt Zuwachs. 14 Gramm bringt ein Küken auf die Waage und ist damit immerhin drei Mal schwerer als eine ausgewachsene Tank- und Servicekarte. Gute elf Tage nach dem Schlüpfen geht es in die Fahrschule und fünf Tage später endlich auf die Straße – aber nur zum Üben. Gut einen Monat lang heißt es noch „Hotel Mama (und Papa)“, dann sind die kleinen Roadrunner nicht mehr zu bremsen: „Meep! Meep! Und weg sind sie.“

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Home, sweet Home

In Deutschland weiß man es längst: Wo Kraftstoffe sprudeln, da gibt es meist auch Roadrunner. Schließlich sind Autofahrer mit der Tank- und Servicekarte der unabhängigen Tankstellen bundesweit mehr als 1500 Mal herzlich willkommen.

Auch in der Prärie Nordamerikas ist Roadrunner weit verbreitet – dort allerdings weniger als Tankkarte sondern vielmehr als Wegekuckuck. Und laufen kann er, der Roadrunner. Wie viele deutsche Autofahrer ist er gerne flott unterwegs und liebt daher die Straße. Und wo findet man ihn? Nicht selten genau dort, wo man Roadrunner auch in Deutschland findet: überall, wo Kraftstoff sprudelt.

Während andere Präriebewohner den Duft von Rohdiesel wohl eher naserümpfend zur Kenntnis nehmen, gerät der Roadrunner dabei ganz aus dem Häuschen und das errichtet er deshalb gerne auf einer ausgedienten Ölpumpe. Die gibt es in der Prärie fast so häufig wie den Roadrunner. Für den Nestbau ist übrigens stets die Gattin zuständig. Wenn die dafür dann eine Ölpumpe wählt, kann das nur eins heißen: Es gibt sie doch, die wahre Liebe!

Roadrunner, Straße, Kraftstoffe … das gehört einfach irgendwie zusammen. In der Prärie genauso wie hierzulande.

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Rasante Bräute

Wenn es gilt, das Interesse potentieller Bräute zu wecken, setzt der Roadrunner auf dieselben Mittel wie manche Autofahrer: Windschnittige Spoiler und kräftig Gas geben. Mit gesträubter Federhaube jagt er seine Angebetete stundenlang durch die Prärie. Wie es sich für eine rasante Frau gehört, dreht die den Spieß auch gerne Mal um.

Hebt er schließlich Fittiche und Schwanzfedern, wird es allmählich ernst: dann dauert es nicht mehr lange, bis er die Flügel gegen seinen Körper schlägt und so ein deutlich hörbares „pop“ erzeugt. Was das heißen soll, kann man sich ja denken. Hat er dabei ein Beutetier oder gar Pflanzenmaterial im Schnabel, weiß Sie: „Oha, der meint es wirklich ernst!“ Aber auch wenn Roadrunner einander ein Leben lang treu bleiben, treibt Sie Ihn alljährlich aufs Neue zur Raserei. Lange bitten muss sie einen echten Roadrunner natürlich nicht. Federhaube hoch, dann wird richtig Gas gegeben.